Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Zum 15. Juni 1888
Weh Deutschland dir, weh deinem Lserrscherthrone,
Ls traf dich heut' eiu neuer herber Schmerz.
Ls brach die zweite j)erle deiner Krone,
Dir starb das zweite große Heldenherz!
Auch ,,unser Fritz" ist seinem Volk genommen,
Nach schwerem Kampf ist er zur Nuh' gekommen*
G, bittres Schicksal! Lr, der alle Zeiten
Zn heißer Schlacht das Siegesbanner schwang,
Der unverwundbar schien im blut'gen Streiten,
Des Heldenarm stets jeden Feind bezwang,
Den Feind der Krankheit konnt' er nicht besiegen,
Der herrliche, er mußte unterliegen.
Als Kämpfer hat er voller Kraft gestritten,
Als Mensch erwarb er sich den höchsten Ruhm,
vergiß es nie, mein Volk, wie er gelitten,
Das war des Melden größtes Heldentum,
Lin leuchtend Beispiel gab er: ohne Klagen
Das schwerste Leid mit Seelengröße tragen.
Schlaf nun in Ruh', schlaf aus von deinen Schmerzen,
Du edler, teurer Hohenzollernheld!
Als Vorbild lebst du fort in deines Volkes Kerzen,
Als königlicher Dulder in der ganzen Welt.
Schlaf nur in Ruh'! Deutschland wird nicht verzagen,
Solange Hohenzollern seine Krone tragen.
Sb alter, Kaiser Friedrich Iii.
1
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iii Friedrich
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und am 11. Juni desselben Jahres ihr unter dem Donner der
Geschütze und dem zustimmenden Jubel der Berliner Bevölkerung
am Traualtars die Hand für ein langes, reich gesegnetes Ehe-
leben reichte.
Am 18. Oktober 1831 öffneten die Kanonen abermals ihren
ehernen Mund und gaben, weit hin dröhnend durch die sandigen
Ebenen der Mark, Kunde von einem neuen frohen Ereignis.
Dort in jenem herrlichen Schlosse in der Nähe von Potsdam,
dem von Friedrich dem Großen erbauten und mit hohem Schön-
heitssinn ausgeführten prachtvollen „Neuen Palais" hatten Eltern-
glück und Elternfreude Einkehr gehalten: die Prinzessin Augusta
hatte ihren hohen Gemahl mit einem Sohn beschenkt. Der
18. Oktober, der Jahrestag der Schlacht bei Leipzig, jener Schlacht,
in der die Völker Europas dem ländergierigen Korsen ein donnerndes
Halt zuriefen, wurde der Geburtstag eines ritterlichen Helden,
unsers, ach, so früh verschiedenen geliebten Kaisers Friedrich.
Das Ereignis im „Neuen Palais", dem jetzigen Schlosse
„Friedrichskron", wurde nicht nur von der Berliner Bevölkerung,
sondern auch weithin im ganzen preußischen Vaterlande mit um
so größerer Freude begrüßt, als die Ehe des Kronprinzen und
nachmaligen Königs Friedrich Wilhelm Iv. bisher kinderlos ge-
blieben war. Die Geburt dieses Prinzen sicherte, wenn Gott ihm
das Leben ließ, dem preußischen Königsthrone in jedem Falle
einen Erben, und die Hoffnung, daß er wachsen und gedeihen
werde, war eine durchaus wohlbegründete, denn der kleine Fritz,
wie er später genannt wurde, war mit seinen roten Bausbäckchen
und den milden, treuen Augen ein gar herrlicher Prinz.
Am Sonntage den 13. November fand an der Geburtsstätte
die Tauffeierlichkeit statt. Es waren zu diesem festlichen Akte
folgende Taufzeugen erschienen: Der König Friedrich Wilhelm Iii.,
der Kronprinz und die Kronprinzessin, der Prinz und die Prin-
zessin Karl, der Prinz August, letzter Neffe des großen Königs,
Herzog Karl von Mecklenburg-Strelitz, jüngster Bruder der Königin
Luise, und die Fürstin von Liegnitz, zweite Gemahlin des könig-
lichen Großvaters. Eingeladen aber nicht erschienen, sondern nur
vertreten waren endlich der Kaiser Nikolaus von Nußland und
der Kaiser Franz von Österreich. Die dem jungen Prinzen in
der Taufe beigelegten Namen waren Friedrich Wilhelm Nikolaus
Karl. Die Taufrede hielt Bischof Eylert, und als während der
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_dem_Großen Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Fritz Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Karl Karl August Karl_von_Mecklenburg-Strelitz Karl Nikolaus_von_Nußland Nikolaus Franz_von_Österreich Franz Friedrich Wilhelm Nikolaus
Extrahierte Ortsnamen: Potsdam Leipzig Europas Liegnitz
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beiden Seiten mit großer Zähigkeit und unermüdlicher Ausdauer
gekämpft wurde, so gab es manches blaue Auge, manche blutige
Nase, zerrissene Hosen und Jacken.
Doch es blieb nicht beim Spiel allein; nebenher ging schon
frühzeitig die militärische Ausbildung. Wie sein erlauchter Vater
mußte auch der Prinz Fritz bereits in jungen Jahren die strenge
Schule des Soldatenhandwerks durchmachen und schon als Kind
exerzieren wie ein erwachsener Rekrut. Einen schlagenden Beweis
davon, wie ernst seine militärischen Lehrer und der Prinz selbst
es nahmen mit diesem ersten Unterricht im Soldatendienste, lieferte
der 22. März 1839.
Es war des Vaters, des Prinzen Wilhelm Geburtstag. Auf
der Mutter Wunsch sollte sich an diesem Tage der Sohn zum
erstenmale als Soldat präsentieren. Mit Rudolf von Zastrow
und Adolf von Königsmark, seinen beiden Spielkameraden, hatte
er ja bereits seit längerer Zeit unter Anleitung des Unteroffiziers
Bludau vom Ii. Garderegiment, das ganze Exerzitium der Rekruten
wieder und immer wieder durchgemacht. Bludau war streng und
ließ bei dem Prinzen durchaus nichts Ungehöriges durchgehen;
er wußte, daß er am 22. März seine kleinen Rekruten dem
Prinzen Wilhelm, dem ausgezeichnetsten Soldaten der preußischen
Armee, dessen Scharfblick auch nicht der geringste Fehler entging,
vorstellen mußte. Der achtjährige Fritz war stramm bei seinen
Übungen, erglühte vor Begeisterung und konnte kaum den Tag
erwarten, an welchem er dem geliebten Vater zur Freude sich
diesem als geschulten Rekruten vorstellen durfte. Endlich war der
ersehnte Tag gekomnien. Am Morgen trat Fritz wie gewöhnlich
vor seinen Vater mit einem fröhlichen „Guten Morgen" und mit
herzlichem Glückwunsch. Bald aber schlüpfte er in ein Nebenzimmer,
wo Bludau mit den beiden kleinen Kameraden seiner wartete.
Rasch wurde das Lederzeug umgehängt, der Helm aufgesetzt, das
Gewehr in den Arm genommen und leise in Reih' und Glied
angetreten. Kaum „war alles in Ordnung, als die Mutter glück-
strahlend, daß die Überraschung so gut gelungen, mit dem nichts
ahnenden Vater in das Nebenzimmer trat. Noch standen die
Eltern auf der Schwelle der großen Flügelthür, da erscholl die
kräftige Stimme Bludaus: „Achtung! Präsentierts Gewehr!" —
Bewegten Herzens, aber strahlenden Auges stand der glückliche
Vater vor seinem Fritz, während die fröhlich lächelnde Mutter
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Extrahierte Personennamen: Fritz Wilhelm Rudolf_von_Zastrow Rudolf Adolf_von_Königsmark Adolf Wilhelm Fritz Fritz Präsentierts Fritz
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Als ob ein Ahnen durch die Seele des Vaters gegangen
wäre, so klingen diese Worte. Jawohl, die Armee war dazu aus-
ersehen, das Vaterland zu retten aus schweren Kämpfen, und
jener junge Held, den er damals erst eben einreihte in das Heer,
er sollte als Feldherr und vergötterter Führer todesmutiger Truppen
Heldenthaten in diesen Kämpfen verrichten, die sich getrost den
gewaltigsten der Weltgeschichte an die Seite stellen dürfen.
Zunächst ward am 18. Oktober 1841 der Prinz der Leib-
kompagnie mit zugeteilt und die militärischen Übungen wurden
unter Leitung der Unteroffiziere Bludau, Göring, Tiez, Schulz
und Kuben und unter Oberaufsicht des Militärgouverneurs Oberst
von Unruh außerhalb der Kompagnie fortgesetzt, und daneben
die soldatischen Spiele als vortreffliche Vorübungen für den
späteren Ernst des Kriegshandwerks nicht vergessen.
Wie der schon erwähnte Bau jener Schanzen im Park zu
Babelsberg und die Erstürmung derselben, so gehörten auch die
von Friedrich Wilhelm Iv. angeordneten Manöver zu diesen
militärischen Spielen. Einst, es war im Anfange der Vierziger
Jahre, hatte der König auch ein solches Kadettenmanöver unter
Führung unseres jungen Helden und des Prinzen Friedrich Karl
in der Gegend von Klein-Glienecke und Stolpe befohlen. Daran
nahmen 60 Kadetten aus dem Potsdamer Kadettenhause teil.
Spielleute, Trommler und Signalbläser stellte das Militärwaisen-
haus in Berlin. Statt der Gewehre hatten diese kleinen Sol-
daten Blasrohre, aus welchen sie, statt zu schießen, Erbsen bliesen,
welche jeder in der Patronentasche trug. Die beiden jungen
Feldherren ritten auf niedlichen Ponies. Mehrere höhere Offi-
ziere waren zugegen, welche den Prinzen mit ihrem Rate bei-
standen. Es wurden zwei Korps gebildet; das eine kommandierte
Prinz Friedrich Karl, das andere Prinz Fritz. Das Gefecht be-
gann und zog sich stundenlang über Berg und Thal hin. Des
Mittags wurde über eine Waffenruhe unterhandelt und dieselbe
in aller Form abgeschlossen. Nun wurden Zelte aufgeschlagen,
und es sollten Speisen, die eingetroffen waren, verzehrt werden.
Dieselben bestanden in Mehlklößen und Sauce. Bei Verteilung
derselben entstand aber eine ergötzliche Verwechselung. Die Armee
des Prinzen Friedrich Karl hatte nämlich die ganze Sauce bekommen,
aber keine Mehlklöße, und die Armee des Prinzen Fritz hatte
alle Klöße, aber keine Sauce. Nun ging es aber doch nicht an.
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Extrahierte Personennamen: Schulz Ernst Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Karl Friedrich Karl Stolpe Friedrich_Karl Friedrich Karl Fritz Friedrich_Karl Friedrich Karl Fritz
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daß der Feind bei dem Feinde austauschte, und so mußte sich
der eine Teil an der Sauce genügen lassen, während der andere
die trockenen Klöße verschluckte. Die Schulknaben von Glienecke
und Stolpe blieben aber auch nicht hinter dem Ofen hocken,
wenn die Prinzen Manöver hatten; sie kamen auch nicht, um
nur müßig zuzusehen, sondern jeder nahm Partei, der eine für
Fritz, der andere für Friedrich Karl. Sie waren die Franktireurs,
die denn auch für ihre Heldenthaten den Rest der Mahlzeit be-
kamen, also je nachdem sie das Glück oder Unglück geleitet,
Mehlklöße ohne Sauce oder Sauce ohne Mehlklöße.
Daß aber die Erziehung der Prinzen nicht eine einseitige,
nur eine militärische wurde, dafür sorgte die vortreffliche Mutter.
Wir finden sie immer emsig bemüht, alle Anlagen des Sohnes,
auch für die friedliche Thätigkeit, für die Künste und Wissen-
schaften und deren Förderung zu verwerten, soweit nnr irgend
eine solche Verwertung möglich gemacht werden konnte, seine
Neigungen dafür stets wachzuerhalten, sie zu erweitern; und so
sehen wir denn den Soldaten und den Beschützer und Freund
der schönen Künste und Erzeugnisse des Friedens zugleich sich in
dem Prinzen entwickeln, dessen ausgezeichnete Fähigkeiten ihm die
Studien wesentlich erleichterten. Der Prediger Godet und seit
1844 der Professor Curtius wurden die Erzieher des Prinzen.
Eine Reihe anderer Lehrer unterrichteten ihn in den verschiedensten
Fächern. Die Musikstudien leitete der Musikdirektor Taubert,
während Rohrlich und Reichardt, der Komponist des Liedes:
„Was ist des Deutschen Vaterland?" Gesangstunde gaben. Der
Religionsunterricht wurde in die Hände des Rektors Bormann
gelegt, Geschichte lernte der Prinz bei dem Professor Heydemann,
Erdkunde beim Hauptmann von Ratzmer vom Kaiser-Franz-Garde-
Grenadier-Regiment, Mathematik beim Professor Schellbach.
Auch einer alten Sitte im Hohenzollernhause wurde genügt,
welche vorschreibt, daß jeder preußische Prinz ein Handwerk lernen
müsse. So wurde denn der Prinz dem Hoftischler Kunath in die
Lehre gegeben. In einem Zimmer des Schlosses Babelsberg ist
noch ein Gartenstuhl zu sehen, welchen der Prinz seinem Vater
zum Geburtstage angefertigt hatte. Doch er hat es bei einem
Handwerk nicht bewenden lassen, sondern vielmehr bei dem Hof-
buchbinder Meßner auch noch die Buchbinderei erlernt. Als er
einst als Kronprinz in Berlin eine Fortbildungsschule besuchte,
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Extrahierte Personennamen: Stolpe Fritz Friedrich Godet Curtius Taubert Reichardt Heydemann Schellbach Hoftischler_Kunath
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Auch in dem deutschen Volke hatte sich schon bald nach bett
Befreiungskriegen eine Bewegung kundgegeben, welche nach zwei
Richtungen eine Änderung der Zustände anstrebte, die von den
verbündeten Mächten auf dem Wiener Kongreß geschaffen waren.
Man wünschte einmal eine Beteiligung der Vertretung des Volkes
an der Gesetzgebung nach dem Muster der englischen Verfassung,
und sodann eine schärfere und wirksamere Zusammenfassung des
nationalen Lebens und der nationalen Kraft in Deutschland, als
sie in dem schwerfälligen Mechanismus des deutschen Bundes ge-
boten wurde: des alten Reiches Einigkeit, wie sie im Mittelalter
bestanden, schwebte vielen vor der Seele.
Diese Bewegung war nach beiden Richtungen hin von idealem
Geiste getragen und von freudigem und treuem Patriotismus er-
füllt; aber die damals noch ziemlich unklar und phantastisch ge-
haltenen Ideen trieben unter der deutschen Jugend unruhig auf-
schäumende Blasen, welche der bestehenden Ordnung gefährlich
erscheinen mußten und eine scharfe Unterdrückung zur Folge hatten.
Als nun der junge König Friedrich Wilhelm Iv. den Thron
bestieg, glaubten die nach solchen Neuerungen trachtenden Staats-
bürger deutlicher und dringender mit ihren Forderungen hervor-
treten zu dürfen, besonders da dieser als Kronprinz durch seine
offenen, lebhaften Äußerungen über die Politik und das öffentliche
Leben die Erwartungen großer Verbesserungen erweckt hatte. Aber
man irrte sich. Friedrich Wilhelm wies anfänglich eine Änderung
des Staatsgrundgesetzes, welche eine Mitwirkung des Volkes an
der Gesetzgebung bezweckte, zurück, besonders, wo mau ihm diese
Zugeständnisse abtrotzen wollte. Nach reiflicher Überlegung und
eingehenden Verhandlungen aber kam der König doch den Wünschen
des Volkes mehr und mehr entgegen, und wohl hätte sich der ganze
Streit in Güte beilegen lassen, wenn nicht revolutionäre Wühler
um jeden Preis eine Volkserhebung hätten durchsetzen wollen, llttb
es gelang ihnen. Am 18. März entbrannte ein heftiger Straßen-
kampf zwischen dem treu zu seinem Könige stehenden Heere und
dem irregeleiteten Volke, der sich die ganze Nacht hindurch fort-
setzte. Die Truppen blieben Sieger, aber gegen sie und ganz
besonders gegen den, der die Seele der preußischen Armee war,
gegen den Prinzen von Preußen, wandte sich nun die ganze Wut
des Volkes; ja, die Aufregung wurde so groß, daß der König
seinen Bruder zu dessen Sicherheit nach England schicken mußte.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
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In dieser Zeit hat denn auch dem Prinzen Friedrich viel
gebangt. Es bekümmerte ihn das Los des Vaters, der in der
Ferne weilte, und er durchlebte auch manche bittere Stunde bei
den düsteren Gerüchten, die ihm zugetragen wurden und ihn um
die Sicherheit seiner teuren Mutter, seiner Schwester und seiner
selbst besorgt machen mußten. Gleichzeitig aber gingen schon damals
in der Seele des jungen Prinzen freundliche Bilder auf, die mehr
und mehr bei ihm eine festere Gestaltung annahmen, Bilder von
politischer Freiheit, und so wurden diese Zeitumstände bereits für
ihn eine ernste, strenge Schule, die ihn vorbildete für seinen dem-
nächstigen Herrscherberuf.
In dieser trüben, bewegten Zeit fand in der Schloßkapelle
zu Charlottenburg am 29. September 1848 die Einsegnung unseres
jungen Helden statt, und kurze Zeit bevor der unter dem Jubel
der Bevölkerung von England zurückgekehrte Vater an der Spitze
seiner Truppen zur Niederwerfung des durch die Revolution in
Baden erfolgten Aufstandes auszog, trat, wie bereits vorher mit-
geteilt, am 3. Mai 1849 Prinz Friedrich bei der Leibkompagnie
des 1. Garderegiments z. F. in Dienst. Mochte auch gleich darauf
seine Beförderung zum Premierlieutnant erfolgen, lieber wäre es
ihm wohl gewesen, wenn er hätte als Sekondelieutnant den
badischen Feldzug mitmachen dürfen; doch hiervon schloß ihn des
Vaters Befehl zu seinem großen Leidwesen aus.
Am 18. Oktober desselben Jahres, also an dem 18. Geburts-
tage des Prinzen Friedrich, wurde im Schlosse Babelsberg nicht
nur dieser Festtag fröhlich begangen, sondern derselbe gewann noch
dadurch an Bedeutung, daß der Prinz an diesem Tage groß-
jährig wurde. Eine zahlreiche und hoch angesehene Gesellschaft
fand sich infolgedessen in den herrlichen Räumen des Schlosses
zusammen, Minister und Staatsmänner und hohe Offiziere er-
schienen, um ihm Glückwünsche darzubringen und Abgesandte von
Berlin, Potsdam und Brandenburg überreichten dem jungen
Prinzen prachtvoll ausgeführte und ausgestattete Schriftstücke, in
denen sie ihre tiefe Ehrerbietung aussprachen. Der Potsdamer
Gesandtschaft erwiderte Prinz Friedrich: „Ich bin zwar noch sehr
jung, aber ich werde mich zu meinem hohen Berufe mit Ernst
und Liebe vorbereiten und mich bestreben, einst die Hoffnungen
zu erfüllen, welche mir dann als Pflicht von Gott auferlegt werden."
Ähnlich äußerte er sich auch den anderen Gesandtschaften gegenüber.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Ernst
Extrahierte Ortsnamen: Charlottenburg England Baden Schlosse_Babelsberg Berlin Potsdam Brandenburg
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gezwungensten Studentenfröhlichkeit hin, und noch nach Jahren
erinnerte er sich als Kronprinz und als Kaiser mit herzlichem
Wohlgefallen an die schöne Studienzeit an den Ufern des alten
deutschen Rheinstromes.
Eine kleine Begebenheit aus der Zeit des Studentenlebens des
Prinzen Friedrich wollen wir nicht unerwähnt lassen, denn sie
wirft ein Helles Licht auf das leutselige, liebevolle Herz des teuren
Entschlafenen.
Wenn der Prinz zu den Vorlesungen ging, begegnete ihm
oft ein Student, der ihm ausfiel wegen seiner freundlichen, an-
genehmen Gesichtszüge, zugleich aber auch wegen seiner ärmlichen
Kleidung. Bei solcher Begegnung grüßte der Student stets sehr
ehrerbietig, und der Prinz dankte freundlichst. Eines Tages führte
dieser ärmlich gekleidete Student einen alten, ergrauten Mann
durch die Straßen von Bonn. Sobald sie des Prinzen ansichtig
wurden, blieben beide stehen, der Alte in strammer, militärischer -
Haltung, und zogen ihre Kopfbedeckungen ab. Der Prinz ging
auf sie zu und redete den Vater an. Auf die Frage nach seinem
Namen, erwiderte der biedere Alte: „Mein Name, Königl. Hoheit,
ist N., ich bin Schuhmacher in M., und besuche meinen Sohn,
der hier studiert." Der Prinz fragte dann nach dem Militär-
dienste des Vaters, und als er erfuhr, derselbe habe auch, wie
er selbst, im 1. Garderegiment z. F. gedient, lud er ihn ein zu
einem Besuche vor seiner Abreise, da sie beide als Kameraden
desselben Regiments doch ein wenig miteinander plaudern müßten.
Der Besuch blieb natürlich nicht aus, und Vater und Sohn haben
dem Prinzen bis an sein Lebensende für die freundlich-herzliche
Aufnahme und für die reichliche Unterstützung, die dem Sohne
während seiner Studentenzeit zu teil wurde, gedankt und werden
ihm auch über das Ende seines Lebens hinaus ein liebevolles
Andenken bewahren.
Ein anderes Beispiel des Edelmutes und der Liebenswürdigkeit
unseres Helden möge hier ebenfalls gleich einen Platz finden, ob-
gleich die Geschichte sich der Zeit nach viel später zugetragen hat.
Es war im Juli des Jahres 1865. In der Promenade des
Bades zu Karlsbad in Böhmen schritten die Badegäste, die sich
hier Genesung suchen wollten, auf und ab und lauschten der
Musik, die fröhlich vom Kurhause herüberschallte. Unter den
Spaziergängern fand sich auch ein Herr, der von allen Seiten
Wolter. Kaiser Friedrich Iii. 2
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Wolter Friedrich_Iii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Rheinstromes Bonn M. Karlsbad
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— 20 —
einst den Thron der preußischen Könige zu besteigen, hat noch
nicht genug daran. Der Feldherr und der edle Mensch allein
können den Staat noch nicht glücklich machen, es gehört auch die
Weisheit des Regenten dazu.
Der König sowohl wie der Prinz von Preußen, Prinz
Friedrichs Vater, ließen auch dieses notwendige Erfordernis eines
tüchtigen Herrschers nicht aus dem Auge und beauftragten ge-
eignete Männer, unsern jungen Helden in den praktischen Ver-
waltungsdienst einzuführen. So kam es denn, daß der Prinz
aus eigener Anschauung zunächst unter Anleitung des Oberpräsi-
denten der Provinz Brandenburg, von Flottwell, bei der König-
lichen Regierung zu Potsdam, dann aber in den verschiedenen
Ministerien und als Mitglied des Staatsrates sich eine durchaus
gründliche Einsicht in alle einzelnen Zweige der Verwaltung er-
warb, um einst auf diesem Gebiete seine hohen Pflichten als ein
rechter Landvater erfüllen zu können.
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TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung]]
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22
ohne jegliche Begleitung, sich zu versenken in den Anblick irgend
eines herrlichen Thales, einer lieblichen Anhöhe, einer uralten
Kirche, eines Klosters, eines Schlosses oder dergleichen.
Seine teure Mutter war es, die in ihrer Begeisterung für
alles Schöne auch dem Sohne diese Neigung eingeflößt hatte,
und sie war es auch, auf deren Andrängen vom Jahre 1853
an die militärischen Studien dann und wann auf längere Zeit
unterbrochen wurden, um dem Prinzen Gelegenheit zu geben,
größere Reisen zum Zwecke der Forschung und des Studiums
unternehmen zu können.
Die erste dieser großen Reisen ging nach Italien. Der Auf-
bruch erfolgte im Dezember 1853. Die Rückkehr erst Ende April
des folgenden Jahres. In der Begleitung des Prinzen befanden
sich hohe Offiziere, Künstler und Gelehrte. Weihnachten verbrachte
man in Rom, und als am 22. Dezember unser Held vom Papste
empfangen wurde, und dieser meinte, der Prinz würde dort wohl
den Weihnachts-Tannenbaum vermissen, da konnte derselbe fröhlich
berichten, daß die Eltern ihm bereits eine „deutsche Tanne vom
märkischen Sande" nachgesandt hätten und er nicht verfehlen
würde, mit seinem Gefolge bei dem deutschen Gesandten Weih-
nachten nach heimischer Art zu feiern, was dann auch am heiligen
Abend geschah.
Nachdem man nun das an Kunstdenkmälern so unendlich
reiche alte Rom, die „ewige Stadt," von Grund aus durchforscht
und der Prinz mit Aufmerksamkeiten und Huldigungen seitens
der hervorragendsten römischen Familien gleichsam überschüttet
war, verließ man Rom im Jahre 1854, um sich nach dem Süden
des schönen Landes zu begeben. Neapel und seine Nachbarschaft
mit dem feuerspeienden Berge Vesuv und den einst verschütteten,
jetzt zum Teil wieder ausgegrabenen Städten Herkulanum und
Pompeji wurden besucht und selbst eine Reise hinauf zum Krater
des Vesuv unternommen. Dann ging's zu Schiff hinüber nach
Palermo auf der Insel Sizilien und über Messina zurück nach
Rom, wo man Ostern feierte. Endlich, als im lieben Heimat-
lande der Frühling wieder seinen Einzug hielt, kehrten auch unsere
Reisenden zurück, reich belohnt für die Mühen und Strapazen
durch die unverwischbaren Eindrücke, welche sie im „sonnigen
Italien" empfangen hatten.
In späteren Jahren haben die Naturreize, die Kunstwelt
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