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1. Kaiser Friedrich III. - S. 1

1888 - Wittenberg : Herrosé
Zum 15. Juni 1888 Weh Deutschland dir, weh deinem Lserrscherthrone, Ls traf dich heut' eiu neuer herber Schmerz. Ls brach die zweite j)erle deiner Krone, Dir starb das zweite große Heldenherz! Auch ,,unser Fritz" ist seinem Volk genommen, Nach schwerem Kampf ist er zur Nuh' gekommen* G, bittres Schicksal! Lr, der alle Zeiten Zn heißer Schlacht das Siegesbanner schwang, Der unverwundbar schien im blut'gen Streiten, Des Heldenarm stets jeden Feind bezwang, Den Feind der Krankheit konnt' er nicht besiegen, Der herrliche, er mußte unterliegen. Als Kämpfer hat er voller Kraft gestritten, Als Mensch erwarb er sich den höchsten Ruhm, vergiß es nie, mein Volk, wie er gelitten, Das war des Melden größtes Heldentum, Lin leuchtend Beispiel gab er: ohne Klagen Das schwerste Leid mit Seelengröße tragen. Schlaf nun in Ruh', schlaf aus von deinen Schmerzen, Du edler, teurer Hohenzollernheld! Als Vorbild lebst du fort in deines Volkes Kerzen, Als königlicher Dulder in der ganzen Welt. Schlaf nur in Ruh'! Deutschland wird nicht verzagen, Solange Hohenzollern seine Krone tragen. Sb alter, Kaiser Friedrich Iii. 1

2. Kaiser Friedrich III. - S. 4

1888 - Wittenberg : Herrosé
4 und am 11. Juni desselben Jahres ihr unter dem Donner der Geschütze und dem zustimmenden Jubel der Berliner Bevölkerung am Traualtars die Hand für ein langes, reich gesegnetes Ehe- leben reichte. Am 18. Oktober 1831 öffneten die Kanonen abermals ihren ehernen Mund und gaben, weit hin dröhnend durch die sandigen Ebenen der Mark, Kunde von einem neuen frohen Ereignis. Dort in jenem herrlichen Schlosse in der Nähe von Potsdam, dem von Friedrich dem Großen erbauten und mit hohem Schön- heitssinn ausgeführten prachtvollen „Neuen Palais" hatten Eltern- glück und Elternfreude Einkehr gehalten: die Prinzessin Augusta hatte ihren hohen Gemahl mit einem Sohn beschenkt. Der 18. Oktober, der Jahrestag der Schlacht bei Leipzig, jener Schlacht, in der die Völker Europas dem ländergierigen Korsen ein donnerndes Halt zuriefen, wurde der Geburtstag eines ritterlichen Helden, unsers, ach, so früh verschiedenen geliebten Kaisers Friedrich. Das Ereignis im „Neuen Palais", dem jetzigen Schlosse „Friedrichskron", wurde nicht nur von der Berliner Bevölkerung, sondern auch weithin im ganzen preußischen Vaterlande mit um so größerer Freude begrüßt, als die Ehe des Kronprinzen und nachmaligen Königs Friedrich Wilhelm Iv. bisher kinderlos ge- blieben war. Die Geburt dieses Prinzen sicherte, wenn Gott ihm das Leben ließ, dem preußischen Königsthrone in jedem Falle einen Erben, und die Hoffnung, daß er wachsen und gedeihen werde, war eine durchaus wohlbegründete, denn der kleine Fritz, wie er später genannt wurde, war mit seinen roten Bausbäckchen und den milden, treuen Augen ein gar herrlicher Prinz. Am Sonntage den 13. November fand an der Geburtsstätte die Tauffeierlichkeit statt. Es waren zu diesem festlichen Akte folgende Taufzeugen erschienen: Der König Friedrich Wilhelm Iii., der Kronprinz und die Kronprinzessin, der Prinz und die Prin- zessin Karl, der Prinz August, letzter Neffe des großen Königs, Herzog Karl von Mecklenburg-Strelitz, jüngster Bruder der Königin Luise, und die Fürstin von Liegnitz, zweite Gemahlin des könig- lichen Großvaters. Eingeladen aber nicht erschienen, sondern nur vertreten waren endlich der Kaiser Nikolaus von Nußland und der Kaiser Franz von Österreich. Die dem jungen Prinzen in der Taufe beigelegten Namen waren Friedrich Wilhelm Nikolaus Karl. Die Taufrede hielt Bischof Eylert, und als während der

3. Kaiser Friedrich III. - S. 7

1888 - Wittenberg : Herrosé
7 beiden Seiten mit großer Zähigkeit und unermüdlicher Ausdauer gekämpft wurde, so gab es manches blaue Auge, manche blutige Nase, zerrissene Hosen und Jacken. Doch es blieb nicht beim Spiel allein; nebenher ging schon frühzeitig die militärische Ausbildung. Wie sein erlauchter Vater mußte auch der Prinz Fritz bereits in jungen Jahren die strenge Schule des Soldatenhandwerks durchmachen und schon als Kind exerzieren wie ein erwachsener Rekrut. Einen schlagenden Beweis davon, wie ernst seine militärischen Lehrer und der Prinz selbst es nahmen mit diesem ersten Unterricht im Soldatendienste, lieferte der 22. März 1839. Es war des Vaters, des Prinzen Wilhelm Geburtstag. Auf der Mutter Wunsch sollte sich an diesem Tage der Sohn zum erstenmale als Soldat präsentieren. Mit Rudolf von Zastrow und Adolf von Königsmark, seinen beiden Spielkameraden, hatte er ja bereits seit längerer Zeit unter Anleitung des Unteroffiziers Bludau vom Ii. Garderegiment, das ganze Exerzitium der Rekruten wieder und immer wieder durchgemacht. Bludau war streng und ließ bei dem Prinzen durchaus nichts Ungehöriges durchgehen; er wußte, daß er am 22. März seine kleinen Rekruten dem Prinzen Wilhelm, dem ausgezeichnetsten Soldaten der preußischen Armee, dessen Scharfblick auch nicht der geringste Fehler entging, vorstellen mußte. Der achtjährige Fritz war stramm bei seinen Übungen, erglühte vor Begeisterung und konnte kaum den Tag erwarten, an welchem er dem geliebten Vater zur Freude sich diesem als geschulten Rekruten vorstellen durfte. Endlich war der ersehnte Tag gekomnien. Am Morgen trat Fritz wie gewöhnlich vor seinen Vater mit einem fröhlichen „Guten Morgen" und mit herzlichem Glückwunsch. Bald aber schlüpfte er in ein Nebenzimmer, wo Bludau mit den beiden kleinen Kameraden seiner wartete. Rasch wurde das Lederzeug umgehängt, der Helm aufgesetzt, das Gewehr in den Arm genommen und leise in Reih' und Glied angetreten. Kaum „war alles in Ordnung, als die Mutter glück- strahlend, daß die Überraschung so gut gelungen, mit dem nichts ahnenden Vater in das Nebenzimmer trat. Noch standen die Eltern auf der Schwelle der großen Flügelthür, da erscholl die kräftige Stimme Bludaus: „Achtung! Präsentierts Gewehr!" — Bewegten Herzens, aber strahlenden Auges stand der glückliche Vater vor seinem Fritz, während die fröhlich lächelnde Mutter

4. Kaiser Friedrich III. - S. 10

1888 - Wittenberg : Herrosé
— 10 Als ob ein Ahnen durch die Seele des Vaters gegangen wäre, so klingen diese Worte. Jawohl, die Armee war dazu aus- ersehen, das Vaterland zu retten aus schweren Kämpfen, und jener junge Held, den er damals erst eben einreihte in das Heer, er sollte als Feldherr und vergötterter Führer todesmutiger Truppen Heldenthaten in diesen Kämpfen verrichten, die sich getrost den gewaltigsten der Weltgeschichte an die Seite stellen dürfen. Zunächst ward am 18. Oktober 1841 der Prinz der Leib- kompagnie mit zugeteilt und die militärischen Übungen wurden unter Leitung der Unteroffiziere Bludau, Göring, Tiez, Schulz und Kuben und unter Oberaufsicht des Militärgouverneurs Oberst von Unruh außerhalb der Kompagnie fortgesetzt, und daneben die soldatischen Spiele als vortreffliche Vorübungen für den späteren Ernst des Kriegshandwerks nicht vergessen. Wie der schon erwähnte Bau jener Schanzen im Park zu Babelsberg und die Erstürmung derselben, so gehörten auch die von Friedrich Wilhelm Iv. angeordneten Manöver zu diesen militärischen Spielen. Einst, es war im Anfange der Vierziger Jahre, hatte der König auch ein solches Kadettenmanöver unter Führung unseres jungen Helden und des Prinzen Friedrich Karl in der Gegend von Klein-Glienecke und Stolpe befohlen. Daran nahmen 60 Kadetten aus dem Potsdamer Kadettenhause teil. Spielleute, Trommler und Signalbläser stellte das Militärwaisen- haus in Berlin. Statt der Gewehre hatten diese kleinen Sol- daten Blasrohre, aus welchen sie, statt zu schießen, Erbsen bliesen, welche jeder in der Patronentasche trug. Die beiden jungen Feldherren ritten auf niedlichen Ponies. Mehrere höhere Offi- ziere waren zugegen, welche den Prinzen mit ihrem Rate bei- standen. Es wurden zwei Korps gebildet; das eine kommandierte Prinz Friedrich Karl, das andere Prinz Fritz. Das Gefecht be- gann und zog sich stundenlang über Berg und Thal hin. Des Mittags wurde über eine Waffenruhe unterhandelt und dieselbe in aller Form abgeschlossen. Nun wurden Zelte aufgeschlagen, und es sollten Speisen, die eingetroffen waren, verzehrt werden. Dieselben bestanden in Mehlklößen und Sauce. Bei Verteilung derselben entstand aber eine ergötzliche Verwechselung. Die Armee des Prinzen Friedrich Karl hatte nämlich die ganze Sauce bekommen, aber keine Mehlklöße, und die Armee des Prinzen Fritz hatte alle Klöße, aber keine Sauce. Nun ging es aber doch nicht an.

5. Kaiser Friedrich III. - S. 11

1888 - Wittenberg : Herrosé
11 daß der Feind bei dem Feinde austauschte, und so mußte sich der eine Teil an der Sauce genügen lassen, während der andere die trockenen Klöße verschluckte. Die Schulknaben von Glienecke und Stolpe blieben aber auch nicht hinter dem Ofen hocken, wenn die Prinzen Manöver hatten; sie kamen auch nicht, um nur müßig zuzusehen, sondern jeder nahm Partei, der eine für Fritz, der andere für Friedrich Karl. Sie waren die Franktireurs, die denn auch für ihre Heldenthaten den Rest der Mahlzeit be- kamen, also je nachdem sie das Glück oder Unglück geleitet, Mehlklöße ohne Sauce oder Sauce ohne Mehlklöße. Daß aber die Erziehung der Prinzen nicht eine einseitige, nur eine militärische wurde, dafür sorgte die vortreffliche Mutter. Wir finden sie immer emsig bemüht, alle Anlagen des Sohnes, auch für die friedliche Thätigkeit, für die Künste und Wissen- schaften und deren Förderung zu verwerten, soweit nnr irgend eine solche Verwertung möglich gemacht werden konnte, seine Neigungen dafür stets wachzuerhalten, sie zu erweitern; und so sehen wir denn den Soldaten und den Beschützer und Freund der schönen Künste und Erzeugnisse des Friedens zugleich sich in dem Prinzen entwickeln, dessen ausgezeichnete Fähigkeiten ihm die Studien wesentlich erleichterten. Der Prediger Godet und seit 1844 der Professor Curtius wurden die Erzieher des Prinzen. Eine Reihe anderer Lehrer unterrichteten ihn in den verschiedensten Fächern. Die Musikstudien leitete der Musikdirektor Taubert, während Rohrlich und Reichardt, der Komponist des Liedes: „Was ist des Deutschen Vaterland?" Gesangstunde gaben. Der Religionsunterricht wurde in die Hände des Rektors Bormann gelegt, Geschichte lernte der Prinz bei dem Professor Heydemann, Erdkunde beim Hauptmann von Ratzmer vom Kaiser-Franz-Garde- Grenadier-Regiment, Mathematik beim Professor Schellbach. Auch einer alten Sitte im Hohenzollernhause wurde genügt, welche vorschreibt, daß jeder preußische Prinz ein Handwerk lernen müsse. So wurde denn der Prinz dem Hoftischler Kunath in die Lehre gegeben. In einem Zimmer des Schlosses Babelsberg ist noch ein Gartenstuhl zu sehen, welchen der Prinz seinem Vater zum Geburtstage angefertigt hatte. Doch er hat es bei einem Handwerk nicht bewenden lassen, sondern vielmehr bei dem Hof- buchbinder Meßner auch noch die Buchbinderei erlernt. Als er einst als Kronprinz in Berlin eine Fortbildungsschule besuchte,

6. Kaiser Friedrich III. - S. 14

1888 - Wittenberg : Herrosé
14 Auch in dem deutschen Volke hatte sich schon bald nach bett Befreiungskriegen eine Bewegung kundgegeben, welche nach zwei Richtungen eine Änderung der Zustände anstrebte, die von den verbündeten Mächten auf dem Wiener Kongreß geschaffen waren. Man wünschte einmal eine Beteiligung der Vertretung des Volkes an der Gesetzgebung nach dem Muster der englischen Verfassung, und sodann eine schärfere und wirksamere Zusammenfassung des nationalen Lebens und der nationalen Kraft in Deutschland, als sie in dem schwerfälligen Mechanismus des deutschen Bundes ge- boten wurde: des alten Reiches Einigkeit, wie sie im Mittelalter bestanden, schwebte vielen vor der Seele. Diese Bewegung war nach beiden Richtungen hin von idealem Geiste getragen und von freudigem und treuem Patriotismus er- füllt; aber die damals noch ziemlich unklar und phantastisch ge- haltenen Ideen trieben unter der deutschen Jugend unruhig auf- schäumende Blasen, welche der bestehenden Ordnung gefährlich erscheinen mußten und eine scharfe Unterdrückung zur Folge hatten. Als nun der junge König Friedrich Wilhelm Iv. den Thron bestieg, glaubten die nach solchen Neuerungen trachtenden Staats- bürger deutlicher und dringender mit ihren Forderungen hervor- treten zu dürfen, besonders da dieser als Kronprinz durch seine offenen, lebhaften Äußerungen über die Politik und das öffentliche Leben die Erwartungen großer Verbesserungen erweckt hatte. Aber man irrte sich. Friedrich Wilhelm wies anfänglich eine Änderung des Staatsgrundgesetzes, welche eine Mitwirkung des Volkes an der Gesetzgebung bezweckte, zurück, besonders, wo mau ihm diese Zugeständnisse abtrotzen wollte. Nach reiflicher Überlegung und eingehenden Verhandlungen aber kam der König doch den Wünschen des Volkes mehr und mehr entgegen, und wohl hätte sich der ganze Streit in Güte beilegen lassen, wenn nicht revolutionäre Wühler um jeden Preis eine Volkserhebung hätten durchsetzen wollen, llttb es gelang ihnen. Am 18. März entbrannte ein heftiger Straßen- kampf zwischen dem treu zu seinem Könige stehenden Heere und dem irregeleiteten Volke, der sich die ganze Nacht hindurch fort- setzte. Die Truppen blieben Sieger, aber gegen sie und ganz besonders gegen den, der die Seele der preußischen Armee war, gegen den Prinzen von Preußen, wandte sich nun die ganze Wut des Volkes; ja, die Aufregung wurde so groß, daß der König seinen Bruder zu dessen Sicherheit nach England schicken mußte.

7. Kaiser Friedrich III. - S. 15

1888 - Wittenberg : Herrosé
15 In dieser Zeit hat denn auch dem Prinzen Friedrich viel gebangt. Es bekümmerte ihn das Los des Vaters, der in der Ferne weilte, und er durchlebte auch manche bittere Stunde bei den düsteren Gerüchten, die ihm zugetragen wurden und ihn um die Sicherheit seiner teuren Mutter, seiner Schwester und seiner selbst besorgt machen mußten. Gleichzeitig aber gingen schon damals in der Seele des jungen Prinzen freundliche Bilder auf, die mehr und mehr bei ihm eine festere Gestaltung annahmen, Bilder von politischer Freiheit, und so wurden diese Zeitumstände bereits für ihn eine ernste, strenge Schule, die ihn vorbildete für seinen dem- nächstigen Herrscherberuf. In dieser trüben, bewegten Zeit fand in der Schloßkapelle zu Charlottenburg am 29. September 1848 die Einsegnung unseres jungen Helden statt, und kurze Zeit bevor der unter dem Jubel der Bevölkerung von England zurückgekehrte Vater an der Spitze seiner Truppen zur Niederwerfung des durch die Revolution in Baden erfolgten Aufstandes auszog, trat, wie bereits vorher mit- geteilt, am 3. Mai 1849 Prinz Friedrich bei der Leibkompagnie des 1. Garderegiments z. F. in Dienst. Mochte auch gleich darauf seine Beförderung zum Premierlieutnant erfolgen, lieber wäre es ihm wohl gewesen, wenn er hätte als Sekondelieutnant den badischen Feldzug mitmachen dürfen; doch hiervon schloß ihn des Vaters Befehl zu seinem großen Leidwesen aus. Am 18. Oktober desselben Jahres, also an dem 18. Geburts- tage des Prinzen Friedrich, wurde im Schlosse Babelsberg nicht nur dieser Festtag fröhlich begangen, sondern derselbe gewann noch dadurch an Bedeutung, daß der Prinz an diesem Tage groß- jährig wurde. Eine zahlreiche und hoch angesehene Gesellschaft fand sich infolgedessen in den herrlichen Räumen des Schlosses zusammen, Minister und Staatsmänner und hohe Offiziere er- schienen, um ihm Glückwünsche darzubringen und Abgesandte von Berlin, Potsdam und Brandenburg überreichten dem jungen Prinzen prachtvoll ausgeführte und ausgestattete Schriftstücke, in denen sie ihre tiefe Ehrerbietung aussprachen. Der Potsdamer Gesandtschaft erwiderte Prinz Friedrich: „Ich bin zwar noch sehr jung, aber ich werde mich zu meinem hohen Berufe mit Ernst und Liebe vorbereiten und mich bestreben, einst die Hoffnungen zu erfüllen, welche mir dann als Pflicht von Gott auferlegt werden." Ähnlich äußerte er sich auch den anderen Gesandtschaften gegenüber.

8. Kaiser Friedrich III. - S. 17

1888 - Wittenberg : Herrosé
17 gezwungensten Studentenfröhlichkeit hin, und noch nach Jahren erinnerte er sich als Kronprinz und als Kaiser mit herzlichem Wohlgefallen an die schöne Studienzeit an den Ufern des alten deutschen Rheinstromes. Eine kleine Begebenheit aus der Zeit des Studentenlebens des Prinzen Friedrich wollen wir nicht unerwähnt lassen, denn sie wirft ein Helles Licht auf das leutselige, liebevolle Herz des teuren Entschlafenen. Wenn der Prinz zu den Vorlesungen ging, begegnete ihm oft ein Student, der ihm ausfiel wegen seiner freundlichen, an- genehmen Gesichtszüge, zugleich aber auch wegen seiner ärmlichen Kleidung. Bei solcher Begegnung grüßte der Student stets sehr ehrerbietig, und der Prinz dankte freundlichst. Eines Tages führte dieser ärmlich gekleidete Student einen alten, ergrauten Mann durch die Straßen von Bonn. Sobald sie des Prinzen ansichtig wurden, blieben beide stehen, der Alte in strammer, militärischer - Haltung, und zogen ihre Kopfbedeckungen ab. Der Prinz ging auf sie zu und redete den Vater an. Auf die Frage nach seinem Namen, erwiderte der biedere Alte: „Mein Name, Königl. Hoheit, ist N., ich bin Schuhmacher in M., und besuche meinen Sohn, der hier studiert." Der Prinz fragte dann nach dem Militär- dienste des Vaters, und als er erfuhr, derselbe habe auch, wie er selbst, im 1. Garderegiment z. F. gedient, lud er ihn ein zu einem Besuche vor seiner Abreise, da sie beide als Kameraden desselben Regiments doch ein wenig miteinander plaudern müßten. Der Besuch blieb natürlich nicht aus, und Vater und Sohn haben dem Prinzen bis an sein Lebensende für die freundlich-herzliche Aufnahme und für die reichliche Unterstützung, die dem Sohne während seiner Studentenzeit zu teil wurde, gedankt und werden ihm auch über das Ende seines Lebens hinaus ein liebevolles Andenken bewahren. Ein anderes Beispiel des Edelmutes und der Liebenswürdigkeit unseres Helden möge hier ebenfalls gleich einen Platz finden, ob- gleich die Geschichte sich der Zeit nach viel später zugetragen hat. Es war im Juli des Jahres 1865. In der Promenade des Bades zu Karlsbad in Böhmen schritten die Badegäste, die sich hier Genesung suchen wollten, auf und ab und lauschten der Musik, die fröhlich vom Kurhause herüberschallte. Unter den Spaziergängern fand sich auch ein Herr, der von allen Seiten Wolter. Kaiser Friedrich Iii. 2

9. Kaiser Friedrich III. - S. 20

1888 - Wittenberg : Herrosé
— 20 — einst den Thron der preußischen Könige zu besteigen, hat noch nicht genug daran. Der Feldherr und der edle Mensch allein können den Staat noch nicht glücklich machen, es gehört auch die Weisheit des Regenten dazu. Der König sowohl wie der Prinz von Preußen, Prinz Friedrichs Vater, ließen auch dieses notwendige Erfordernis eines tüchtigen Herrschers nicht aus dem Auge und beauftragten ge- eignete Männer, unsern jungen Helden in den praktischen Ver- waltungsdienst einzuführen. So kam es denn, daß der Prinz aus eigener Anschauung zunächst unter Anleitung des Oberpräsi- denten der Provinz Brandenburg, von Flottwell, bei der König- lichen Regierung zu Potsdam, dann aber in den verschiedenen Ministerien und als Mitglied des Staatsrates sich eine durchaus gründliche Einsicht in alle einzelnen Zweige der Verwaltung er- warb, um einst auf diesem Gebiete seine hohen Pflichten als ein rechter Landvater erfüllen zu können.

10. Kaiser Friedrich III. - S. 22

1888 - Wittenberg : Herrosé
22 ohne jegliche Begleitung, sich zu versenken in den Anblick irgend eines herrlichen Thales, einer lieblichen Anhöhe, einer uralten Kirche, eines Klosters, eines Schlosses oder dergleichen. Seine teure Mutter war es, die in ihrer Begeisterung für alles Schöne auch dem Sohne diese Neigung eingeflößt hatte, und sie war es auch, auf deren Andrängen vom Jahre 1853 an die militärischen Studien dann und wann auf längere Zeit unterbrochen wurden, um dem Prinzen Gelegenheit zu geben, größere Reisen zum Zwecke der Forschung und des Studiums unternehmen zu können. Die erste dieser großen Reisen ging nach Italien. Der Auf- bruch erfolgte im Dezember 1853. Die Rückkehr erst Ende April des folgenden Jahres. In der Begleitung des Prinzen befanden sich hohe Offiziere, Künstler und Gelehrte. Weihnachten verbrachte man in Rom, und als am 22. Dezember unser Held vom Papste empfangen wurde, und dieser meinte, der Prinz würde dort wohl den Weihnachts-Tannenbaum vermissen, da konnte derselbe fröhlich berichten, daß die Eltern ihm bereits eine „deutsche Tanne vom märkischen Sande" nachgesandt hätten und er nicht verfehlen würde, mit seinem Gefolge bei dem deutschen Gesandten Weih- nachten nach heimischer Art zu feiern, was dann auch am heiligen Abend geschah. Nachdem man nun das an Kunstdenkmälern so unendlich reiche alte Rom, die „ewige Stadt," von Grund aus durchforscht und der Prinz mit Aufmerksamkeiten und Huldigungen seitens der hervorragendsten römischen Familien gleichsam überschüttet war, verließ man Rom im Jahre 1854, um sich nach dem Süden des schönen Landes zu begeben. Neapel und seine Nachbarschaft mit dem feuerspeienden Berge Vesuv und den einst verschütteten, jetzt zum Teil wieder ausgegrabenen Städten Herkulanum und Pompeji wurden besucht und selbst eine Reise hinauf zum Krater des Vesuv unternommen. Dann ging's zu Schiff hinüber nach Palermo auf der Insel Sizilien und über Messina zurück nach Rom, wo man Ostern feierte. Endlich, als im lieben Heimat- lande der Frühling wieder seinen Einzug hielt, kehrten auch unsere Reisenden zurück, reich belohnt für die Mühen und Strapazen durch die unverwischbaren Eindrücke, welche sie im „sonnigen Italien" empfangen hatten. In späteren Jahren haben die Naturreize, die Kunstwelt
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